Warum befindet sich meine Rechtsmedizin in der Universität?


Echte und fiktive Orte bei Fräulein Schumacher

Das Bonn, durch das Emma und Kommissar Wertheim laufen, unterscheidet sich in vielem von dem Bonn, das wir heute kennen. Nicht nur, weil ein komplettes Viertel den Kriegsgelüsten eines Führers zum Opfer gefallen ist und manch anderes dem Geschmack der nachfolgenden Jahrzehnten, sondern auch deshalb, weil ich mir gelegentlich Freiheiten genommen habe darin, wo und wie ich Handlungsorte angelegt habe.

In den allermeisten Fällen verwende ich Geschäfte, Lokale und Hotels, die im betreffenden Jahr des Romans existierten. Eine Ausnahme habe ich vielen Tatorten gemacht: Den Salon von Madame Mirabeau beispielsweise gab es so wenig wie das Modeatelier Dezière. Im letzten Tanz habe ich einige Tanzlokale erfunden, da ich in dieser Hinsicht nicht viel finden konnte in dem Recherchematerial, das mir zur Verfügung stand.

Dann gibt es die Orte, von denen ich wohl weiß, wo sie waren – das Kommissariat der Kriminalpolizei befand sich in der Tat im Alten Rathaus -, aber nicht, wie sie aussahen. Hier habe ich mir also eine Wache überlegt, wie sie zu Wertheim und Siegfried passen könnte.

Andere Orte wiederum habe ich entweder verlegt oder darauf verzichtet, sie umzuziehen, auch wenn das in der Realität der Fall war. Deshalb befindet sich die Rechtsmedizin in der Universität, in der sie kurz einmal untergeschlüpft war; mir gefällt die Idee, dass Wertheim nur wenige Schritte gehen musste, um dorthin zu gelangen, und dass er sein Unbehagen mit einem Blick auf den Hofgarten lindern kann.

Auch was die Personen angeht, habe ich mich oft von echten Namen im Telefonbuch inspirieren lassen. Manchmal habe ich die Namen leicht abgeändert, wie ich es gerade jetzt im 13. Band der Reihe mit einer Schuldirektorin getan habe. Die Schule existierte wirklich, hatte aber natürlich nichts mit dem Mordfall zu tun.

Insgesamt ist es also so, dass die damalige Realität meine Fiktion überwiegt, wobei keine/r von uns das alte Bonn wirklich erlebt hat und somit eigentlich jede historische Geschichte immer Fiktion bleiben muss.