Spannende Persönlichkeiten


Für den ersten Band von Luise & Philippe habe ich ein Vorwort geschrieben, das ich – mehr oder weniger identisch – auch hier poste. Weil es mir echt auf der Seele brennt.

Nun, in diesem Roman und auch den Folgebänden sind die meisten Nebenrollen von echten Persönlichkeiten -– oft sogar sehr prominenten -– besetzt. Ob es Luises guter Kamerad Ludwig van Beethoven ist, die Königin von Frankreich oder all diejenigen, die weniger bekannt sind: Sie alle haben Leben geführt, die einen eigenen Roman wert wären. Dennoch sind sie Nebenfiguren und so schwer es mir mitunter fiel, sie haben daher nur wenig Platz erhalten, um zu leuchten und zu glänzen. Was mich nicht gehindert hat, so viel wie möglich über sie herauszufinden.

Was wiederum oft nur wenig war. Am meisten ist vermutlich über die Familie von Breuning bekannt und manches über Babette Koch, doch selbst ist das ist erstaunlich wenig; vieles ist nur angedeutet und reizt mich sehr, eine Geschichte für jede einzelne Person zu entwickeln, die mir so begegnet ist.
So weiß ich beispielsweise von Amalie von Mastiaux, wen sie geheiratet hat, doch nicht wann das geschehen ist; dafür kommen zwei oder drei Jahre infrage. Ich weiß auch, dass es keine glückliche Ehe war und es gibt in einer (in tagelanger Suche und mit einem Genealogieseiten-Abo, das ich nun kaum wieder loswerde, gefundenen) Familienerinnerung ein, zwei Sätze, hinter denen sich ein möglicher Grund verbergen könnte. Ich habe mir daher bei ihr so wie auch bei anderen, von denen ähnlich wenig bekannt ist, die Freiheit genommen, anhand dieser kurzen Begebenheiten oder Aussprüche eine dazu passende Figur zu gestalten, die eben doch weitgehend fiktiv ist.

Aber wenn ich dank meiner Recherchen von der Tochter des französischen Gesandten, der kleinen Juliette, weiß, zu welcher Frau sie heranwuchs, dann lag es nah, diese Anlagen auch im Mädchen schon sichtbar zu machen. Und wenn schon die Zeitgenossen über die Ähnlichkeit des Bonner Kurfürsten mit seinem Schwager, dem französischen König, redeten, dann lasse ich auch meinen Helden seine Ideen dazu formulieren, nachdem ich mich freute, dass mein eigener Eindruck durch diese Funde bestätigt wurde (die Autorin klopfte sich begeistert auf die Schulter, brachte sich damit ins Stolpern und stürzte kopfüber ins Eigenlob – nass und klebrig).

Wo es darum geht, Stimmungen, Meinungen und Ideen wiederzugeben, die diese Zeit bewegt haben, dann beruhen meine Schilderungen und Dialoge auf dem, was in Briefen und Memoiren festgehalten wurde. Alles, was meine Figuren zu Politik und Literatur sagen, wie sie Freundschaft sehen, was sie am Leibe tragen und wie sie wohnen, haben vor über zweihundert Jahren andere Menschen erlebt. Vor diesem Hintergrund dürfen Luise und Philippe agieren, ganz als Geschöpfe ihrer Zeit und ihrer Umgebung.