Ich bin, was ich schreibe

In den letzten Tagen/Wochen bin ich an verschiedenen Orten immer mal wieder über Diskussionen zu ‚Künstlerin und Werk, Trennung ja oder nein, wo die Grenze ziehen‘ und all diese Themen gestolpert.

Ich glaube, ich sagte es schon einmal: Für mich ist das als Zuschauerin, Leserin, Hörerin ein fließender Prozess. Harry Potter beispielsweise habe ich wie die meisten, die die Bücher zur selben Zeit lasen wie ich, als eine Geschichte gegen Nationalismus und Rassismus gelesen – und dabei nicht eben selten den Eindruck gehabt, dass die Autorin darin nicht konsequent ist und zu oft Klischees bemüht, die auf gefährlichen Vorurteilen beruhen. Ich fand es schwierig, aber hatte dennoch Vergnügen an der Geschichte an sich.

Aber darum geht es mir gerade nicht. Sondern noch einmal darum, mich nicht von dem zu trennen, was ich schreibe.

Warum?
Weil ich vor einiger Zeit eine Mail bekam von einer Leserin, die von Emma schwärmte, wie warmherzig das sei, wie toll alles dargestellt sei, so echt und liebenswert. Das freute mich sehr. Und bitte, wo meine Figuren stehen, ist ziemlich eindeutig. Auf welcher Seite ich stehe, dürfte ebenfalls beim Lesen klarwerden.
Eine gute Weile später erhielt ich von derselben Dame Post. Sie hatte meinen Saint Caspillian-Krimi gelesen und fand ihn ganz grässlich. Sie schämte sich nicht, mir zu sagen, woran das liegt: Warum muss Mariella eine Südeuropäerin sein? Und schlimmer noch: Weshalb musste ihr Loveinterest ein PoC sein (sie schrieb das anders …)?

Ich habe diese Mail nicht beantwortet, doch seit einigen Wochen habe ich sie wieder im Sinn. Weil ich nicht begreifen kann und will, wie jemand von Kommissar Wertheim – einem jüdischen Mann der Weimarer Republik – und Emma schwärmen kann, um sich dann an Äußerlichkeiten zu stören? Hat sie meine Romane so falsch verstanden? Ist das möglich, dass jemand etwas emanzipatorisches, antifaschistisches liest und meint: Geile Zeit, hätte ich gerne wieder?

Was ich sagen will: Wer meine Romane mag, darf sich bitte auch sagen, dass das an meiner grundsätzlichen Einstellung liegen mag. Ein grüne, halb-vegane, ganz-vegetarische Frau von 57 Jahren, die nicht auf Kosten anderer existieren möchte.

×
×