
Wenn der Tag schon mit versengten Haaren und einem verpassten Bus beginnt, wenn die Kollegen nerven, das Mittagsmahl verbrannt und unfreundlich serviert wird und beim Nachhausekommen ein Wasserrohrbruch, ein leerer Kühlschrank und dazu Familienmitglieder mit mieser Laune warten, dann ist doch das Einzige, was vor dem Wahnsinn bewahrt, die halbe Stunde mit einer Tasse Tee und einem guten Buch hinter verschlossener Tür. Mir ging das immer schon so – mit Begeisterung tauschte ich die eine Welt gegen die andere: Erst reiste ich zu den Sternenhexen anstatt mich im Aufenthaltsraum des Schreibwarenladens meiner Großmutter zu langweilen, dann träumte ich mich auf diverse Internate, wo ich Enid Blytons Heldinnen beistand. Mit Tim und Struppi und Asterix und Donald Duck hatte ich ebenso viel Spaß wie im geheimen Garten. Ich ärgerte mich über die Arroganz Mr. Darcys und verzieh ihm am Ende doch. Mit den Musketieren jagte ich Mylady deWinter hinterher, ich flehte Effi Briest an, nicht zu heiraten und amüsierte mich mit Felix Krull in Paris. Ich reiste zum Schloss Gripsholm, tollte mit drei Männern im Schnee, traf mich mit Menschen im Hotel und dem kunstseidenen Mädchen.
Mit Miss Marple ging ich ebenso auf Mördersuche wie mit Leonidas Witherall. Ich gruselte mich vor Frankensteins Monster und vor Dracula, fürchtete mich vor der schönen, neuen Welt, überstand 1984 und hasste Homo Faber aus tiefstem Herzen. Harry Potter ließ mich wünschen, den Haushalt mit Magie zu erledigen, und dank englischer Chick-Lit fühlte ich mich mit diesem Wunsch in guter Gesellschaft.
Was also könnte besser für Geist und Seele sein als ein Roman, der mitnimmt in eine solch andere Welt? Mir fallen nicht viele Alternativen ein. Und weil ich neben dem Lesen immer auch viel zu viele eigenen Geschichten mit mir herumgetragen habe, habe ich im Sommer 2017 nach viel zu langem Zögern endlich begonnen, sie auch aufzuschreiben: Krimi, Fantasy und Humorvolles für die Heldinnen von Gestern und Heute.