Wenn wir uns vorstellen, wie unser Leben in der Vergangenheit wohl gewesen wäre, dann sehen wir uns vermutlich nicht als Arbeiterin in einer Fabrik, als Magd auf einem Bauernhof oder als Mädchen für alles in einem bürgerlichen Haushalt.
Dabei stehen die Chancen gut, dass wir unser Leben als Hausangestellte verdient und damit ganz weit unten in der Gesellschaft gestanden hätten. Wir wären zwar dringend benötigt und begehrt gewesen, aber doch als lästiges Übel angesehen worden. Von uns ging angeblich eine andauernde Bedrohung für den Seelenfrieden der Familie aus, weil wir durch unsere eitle Putzsucht, unsere natürliche Faulheit und vor allem unsere moralische Minderwertigkeit nichts anderes im Sinn gehabt hätten, als uns all das anzueignen, auf das wir mit neidischem Blick starrten.
Und bis heute spielt das Dienstmädchen eine untergeordnete Rolle, wenn wir ihr in Filmen, Serien oder Romanen begegnen. Natürlich gibt es Ausnahmen – und eine solche soll diese Romanreihe sein -, doch oftmals sind Hausangestellte im Film als Stichwortgeber oder als herrlich düsterer Hintergrund für die viel glamourösere und somit interessantere Herrschaft gedacht.
Rückt aber ein solches Mädchen einmal in den Mittelpunkt, dann hat sie all das zu erleiden, was einer Hausangestellten zwar blühen konnte, aber doch nicht in dieser dramatischen Häufung, wie es gerne gezeigt wird. Ja, die Herkunft war in der Regel niedrig und die familiären Verhältnisse nicht selten desolat; es braucht schon ein gewissen Maß an Leid, um den Beruf des Stubenmädchens zu ergreifen. Doch Vergewaltigung, Mutterschaft und Prostitution waren nicht das zwangsläufige Schicksal einer solchen jungen Frau.
Viel interessanter erschien mir, mit welchem Pragmatismus und welcher Selbstverleugnung ehemalige Dienstmädchen in vielen Berichten von ihrer Arbeit sprachen. Ganz selbstverständlich nahmen sie Hunger und miese Behandlung in Kauf, sie lernten schweigen und schluckten ihren Ärger herunter, bis sie irgendwann das Glück hatten, entweder durch Fleiß aufzusteigen zur Haushälterin, den Beruf zu wechseln und als Verkäuferin oder Näherin zu arbeiten, oder aber einen anständigen Mann zu heiraten, wobei die Liebe nur selten eine Rolle spielte.
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