Der Bonner Hofgarten


Der Park nahe am Rhein hatte im Laufe seiner Existenz viele Wandlungen durchgemacht, doch nie war er völlig zu dem geworden, was Kurfürst Joseph Clemens und nach ihm Kurfürst Clemens August im Sinn hatten. Ein Park so prächtig wie in Versailles sollte es werden; es waren Terrassen geplant, Stufen und Wasserwerke, Obstgärten und dekorative Schutzwälle, doch nur die doppelte Lindenallee links und rechts neben den nach französischem Vorbild angelegten Ziergärten und ein Brunnen dort, wo später die Anatomie von Schinkel erbaut wurde, sollten fertiggestellt werden.
Nachdem 1777 das kurfürstliche Schloss bei einem fünf Tage andauernden Brand zerstört worden war, fehlte es an Geld für die Gartenanlage; es fehlte so sehr, dass sogar das Schloss nur eingeschossig wieder aufgebaut wurde und sich statt der geometrisch angeordneten Blumenrabatten nur noch eine schlichte Rasenfläche zwischen den Linden ausbreitete.

Dann kam die Zeit der napoleonischen Besetzung und machte eventuellen Gartenbauträumen endgültig den Garaus. Im Schloss brachten die Franzosen ein Lyzeum unter und auf der Hofgartenwiese – nun Nationalgarten genannt – hielten sie Kundgebungen und Feiern ab. Nach ihrem Abzug war von der früheren Pracht nicht allzu viel übrig.

Um 1850 herum kam noch einmal die Idee auf, es mit einer barocken Anlage zu versuchen, aber die Kosten nicht nur für die Erschaffung, sondern ebenso für den Erhalt eines dermaßen aufwändigen Gartens sprachen vermutlich eine deutlichere Sprache als der Wunsch nach kurfürstlicher Pracht. Immerhin blieb der Park erhalten und wurde weder in Sportplätze noch Baugrund umgewandelt, wie es manche Bonner vorgeschlagen hatten. Zu viele andere wollten den Hofgarten erhalten – daran hat sich bis heute nichts geändert, denn noch immer werden gelegentlich höchst erstaunliche Vorschläge unterbreitet.

Statt der Linden säumten um 1900 Ulmen den Park, in dem man sich bei sonntäglichen Spaziergängen, studentischen Feiern oder kaiserlichen Besuchen traf. Hier holte man Luft und suchte nach Erholung zwischen Einkauf und Haushalt, hierhin gingen Kindermädchen mit ihren Schützlingen, hier ließen Bonnerinnen und Bonner die Seele baumeln.