Spazierte man vor einigen Jahrzehnten durch die Bonner Münsterstraße und trat ein in den Kartonagen- und Schreibwarenhandel Schmickler, so empfing einen in aller Regel das melodische Klacken einer Schreibmaschine. Und fragte man die Dame hinter der Theke, wer denn da so eifrig arbeite, so lautete die Antwort stets: »Das ist meine Enkelin.«
Die Enkelin holte man dann herbei und das Erstaunen war groß, war die fleißige Schreiberin doch noch keine fünf Jahre alt. Dass das Kind zudem bereits flüssig lesen konnte, verwunderte manchen. Aber was sollte ein Mädchen auch tun, das umgeben von Zeitschriften und Comics aufwuchs und sich beschäftigen musste, war Kundschaft im Geschäft? Es las. Und es schrieb. Märchen für den kleinen Bruder, später seitenlange Aufsätze und Artikel für die Schülerzeitung. Der Deutsch-Leistungskurs war eine Selbstverständlichkeit und neben Geschichte das einzige Fach, in dem Andrea Instone wahrhaft zu glänzen verstand. Darüber sollte nicht zu ausführlich gesprochen werden; es ist ja auch schon ein Weilchen her.
Über viele Jahre hinweg war das Schreiben vergessen; zu vieles tat sich: Da gab es die Fast-Weltumrundung auf einem sowjetischen Kreuzfahrtschiff, die Monate in einem winzigen Dorf im Schwarzwald und die Jahre auf der schönen Insel Norderney – all das im Dienste der Schönheit und der klugen Frauen, die der künftigen Autorin von einer Kindheit im Kaiserreich, dem Überleben in der Diktatur und dem Aufbau einer neuen Welt erzählten und dabei selten mit persönlichen Erkenntnissen sparten. Wohl deshalb auch spielen Frauen die Hauptrolle in Andrea Instones Romanen: Weibliches Leben war und ist spannend.
Zurück in Bonn ging es in die Selbstständigkeit und wieder hinaus, es fand sich der Mann fürs Leben und – trotz zweier Söhne, zweier Katzen und zweier Hunde – endlich auch die Zeit, all die Geschichten aufzuschreiben, die seit langem schon um die Autorin geisterten. Still und heimlich zunächst schrieb sie sie auf, selten mehr als vier oder fünf Seiten, die meist ein Jahr später wieder gelöscht wurden, um Platz zu machen auf der Festplatte. Die Lust am Fabulieren und Erzählen lebte sie in ihrem Blog aus, in dem sie vom Stricken, Nähen und Schnittzeichnen sprach, von Farbe und Stil und Selbstwahrnehmung. Und zunehmend auch Alltäglich-Privates ausplauderte. Daraus ergab sich eine Zusammenarbeit mit dem Frechverlag, für den sie zwei Modebücher mit Texten versehen durfte. Diese Erfahrung und die positiven Rückmeldungen gaben den Ausschlag: Endlich durfte Fräulein Schumacher hinaus in die Welt. Dass die junge Dame nicht nur einen Kriminalfall, sondern noch viele weitere zu lösen haben würde, ahnte die Autorin nicht. Auch kannte sie zu dem Zeitpunkt weder Lily DuPlessis oder Professor Olivero und nie hätte sie zu träumen gewagt, sie werde einmal Jane Austen persönlich in einer ihrer Geschichten auftreten lassen.
Nun aber kann sie nicht mehr aufhören: Ob Fantasy oder historischer Kriminalroman, ob zeitreisende Leserin oder aufdringlicher Reporter – sie alle zwingen die Autorin zur täglichen Fron an der Tastatur und reden ihr ein, es könnten die Wollmäuse den Haushalt ebenso gut erledigen wie sie selbst. Dieser Beweis allerdings steht noch aus.
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