Yepp. Wieder einmal rede ich über meine Cover. Es ist eines meiner Lieblingsthemen und ich denke, es gibt keinen anderen Bereich in meinem beruflichen Leben, in dem ich so konstant lerne und ändere und verbessere. Letzteres ist natürlich immer auch abhängig vom Geschmack jeder einzelnen, aber wenn dir einmal eine Veränderung nicht gefällt, dann sei großzügig und denke daran, dass mit dem neuen Cover eine andere Leserin zum ersten Mal auf diesen Roman aufmerksam werden mag und sich freut, Emma oder Melisande oder eine andere meiner Heldinnen zu entdecken.
Der Weg von Cover eins bis hin zum aktuellen Cover ist ja ein langer, mühsamer Weg – voller Abzweigungen, Mulden, Schlamm und spitzen Steinen. Aber ich kämpfe mich durch, ich bin da unerbittlich, ich bin – Ok, ich bin vor allem ein Spielkind, lasst uns da ehrlich bleiben.
Trotzdem: Der Weg war und ist voller Abzweigungen, Mulden, Schlamm und spitzen Steinen. Oft auch nett kostspielig, weil ich nur selten einer besonderen Grafik, einer wunderbaren Schrift oder einer neuen Software widerstehen kann. Lasst uns also noch ehrlicher sein: Ich bin ein süchtiges Spielkind. Wird ja immer besser. Was aber auch bedeutet: Der Weg war und ist voller … Na, ihr wisst, was ich sagen will.
Also:
Vor fünf Jahren wühlte ich mich noch verzweifelt durch Programme und Bilderseiten und war sehr auf der Suche nach meiner buchlichen Identität sozusagen. Dabei ging es vor allem um Emma. Wie soll sie aussehen, was soll sie tun, was will ich haben? Ich war ziemlich verloren. Ich dachte an Bücher der Zwanziger und entwarf ein Cover mit einem Art Déco-Muster und einem Schildchen, in dem der Titel stehen sollte. Was auf Amazon nun wirklich sehr untergeht und eigentlich nur in Antiquariaten zu Freudenschreien führt. Wenn es denn auch wirklich ein Roman aus den Zwanzigern im guten Erhaltungszustand ist.
Es musste also eine Person her und da ich lange, lange Jahre Vintage genäht habe, habe ich eine Unmenge von Originalschnitten aus der Zeit im Haus. Die scannte ich und machte mich an die Bearbeitung, suchte auch im Netz nach gemeinfreien Bildern. Deren Bearbeitung war nicht nur zeitlich aufwendig, sondern überforderte mich da auch restlos. Mit Bildprogrammen hatte ich für meinen früheren Blog zwar gearbeitet, aber gerade mal so, wie man das als Hobbyspielerin tat. Das reichte nicht aus für das, was ich mir vorstellte.
Mir war die Vorstellung eines stoffbezogenen Buchs geblieben, was ich für eine wirklich grandiose Idee hielt. Sie war aus der Not geboren, weil ich überhaupt nicht wusste, wie ich alte Zeichnungen freistelle, glätte und bearbeite – und auch viel zu geizig mit meiner Zeit war. Zum Teufel auch, es brauchte ja ewig, um Pixel für Pixel das Hintergrundpapier zu entfernen! Und wieso war keine der gemalten Damen rothaarig? Und wieso waren alle so unglaublich lang und schmal? Oder, das gab es auch, viel zu klein und pummelig für meine dünne Emma?
Natürlich habe ich mit meinem Laientum extrem viel Zeit vergeudet; ich habe Nächte durchgearbeitet und geflucht. Aber ich habe dabei immer auch Stückchen für Stückchen etwas gelernt, immer ein klein wenig mehr. Wie man vernünftig scannt, welches Bildformat sich eignet, wie man mit Pinseln und Radierern und Filtern umgeht – das waren die ersten Schritte und ich habe manches Cover ordentlich verschlimmbessert, weil ich von einer neu gelernten Technik so begeistert war, dass ich sie auf Biegen und Brechen unterbringen musste. Es gab Cover, die waren nicht länger als fünf Tage online. Manchmal ist es nun einmal so, dass man erst auf der Amazonseite sieht, welchen Mist man da gebastelt hat. Und dass es nicht so gut ist, morgens um fünf alles hochzuladen, was einem nach durchwachter Nacht mit längst eingetrübten Kontaktlinsen gefällt.
Als ich einfache Techniken beherrschte, hatte ich den Kopf frei für Grundlegendes: Wo welcher Blickfang liegen sollte, welche Farben zu welchem Thema passen, wie man mit Schriften umgeht, was überhaupt auf einem Cover zu sehen sein sollte. Ich habe mich – wiederum nachts, weil tagsüber wird ja geschrieben – in abertausende Webseiten, Ratgeber und Bücherlisten vertieft, um diese Dinge herauszubekommen und zu überlegen, welche Regeln für mich passen und welche ich brechen muss. Und immer, einfach immer, wird sich natürlich eine Leserin melden, die sagt, ihr hätten die alten Cover besser gefallen. Man gewöhnt sich natürlich auch an einen gewissen Look und wenn er nicht mehr genutzt wird, dann ist das bäh. Verstehe ich total.
Aber da bin ich auf der anderen Seite, die wieder etwas dazugelernt hat und sieht, wo der Makel ist, wo der Fehler liegt. Und die damit nicht leben kann. Der muss weg. Sofort. Manchmal sind es nur kleine Änderungen gewesen, die niemandem aufgefallen sind. Manchmal sehr große. Manche waren von außen angestoßen, andere entstanden, weil ich krank im Bett lag und zu malad war, um zu schreiben. Und deshalb – siehe oben, Spielkind! – herumspielte. Ohne die Absicht, etwas zu ändern. Um dann von dem neuen Cover viel überzeugter zu sein.
Dazu kommt, dass sich Moden ändern und man ihnen im gewissen Maße folgen muss, um noch aktuell zu bleiben. Das können Trends sein bei der Farbe oder in der Atmosphäre, die ein Buch transportier. Da wäre Agatha Christie ein gutes Beispiel, die heute nicht mehr so präsentiert werden kann wie in der Zeit der Erstausgabe: Das waren damals keine Cosy Crimes – die gab es noch gar nicht. Sie galten als spannend, aufregend, unerhört, fast schon wie Thriller. So ändern sich auch Eindrücke und das tun sie heutzutage sehr schnel und auch denen passe ich Emma an. Weil ich meine Figur sehr liebe und möchte, dass sie weiterhin neue Leserinnen findet.
Ich habe mal den vierten Band der Reihe als Beispiel genommen – die allerersten Versionen habe ich nicht mehr und das ist auch sehr, sehr gut so. Glaubt mir, die waren schlimmer. Weshalb nun bei der neuesten Variante die Ablehnung größer und entschiedener ist als zuvor, sieht man sofort: Ich habe seit dem Erscheinen dieses Buches – es war der 1. April 2018 – immer an den Figuren festgehalten. Bei anderen Bänden habe ich sie gelegentlich ausgetauscht, aber eben gegen eine Darstellung ähnlicher Art. Jetzt habe ich endlich getan, was ich schon lange wollte. Ich habe neu angefangen und die Möglichkeiten genutzt, die die veränderte Technik mir bietet: Emma ist von einer KI generiert worden. Und glaubt mir, das dauert noch viel, viel länger, als das Selberbasteln. Aber sie sieht aus, wie ich mir meine Heldin vorstelle. Mehr oder weniger. Diese Figur habe ich genommen und sie ebenso bearbeitet, wie ich es zu vor tat. Mit Freistellen, farblicher Veränderung und vielen, vielen anderen Arbeitsschritten, um sie von fotorealistisch in meine gepinselte Hauptperson zu verwandeln. Ist es nun perfekt? Für mich für den Moment schon. Fragt mich in zwei oder drei Monaten noch einmal. Ich freue mich auf alle Fälle, weil ich wieder spielen durfte und dazugelernt habe.
Da ist noch immer vieles zu lernen, aber das ist das, was mir an meinem Beruf eigentlich am meisten Freude macht: Dass ich nicht stehen bleiben darf und mir immer wieder neue Dinge beibringen muss. Neue Software, neue Tricks, neue Wege, zu erzählen. Deshalb liebe ich auch viele andere Veränderungen: Alles, was mich kurzfristig aus dem Tritt bringt und mich zwingt, neu zu denken und anders zu handeln, empfinde ich als willkommen.
Ok, nicht alles. Dass wir immer weiter Richtung Nazis weltweit rücken, überfordert mich massiv. Aber auch da ist das Beste, was wir alle tun können: Nach vorne gehen, Neues mittragen, das dafür sorgt, dass mehr Menschen angesprochen oder sogar geschützt werden. Neue Kommunikationswege nicht denen überlassen, die für Altes und Überkommenes werben.
Und vielleicht sich freuen, wenn ein Cover auf einmal anders aussieht – weil es uns aus dem Tritt bringt und neue Impulse setzt 😀