Ich bin seit langem schon dem Charme der DreiĂźigerjahre erlegen - natĂĽrlich der Mode der Zeit, nicht der Zeit an sich; man kann so etwas nicht oft genug betonen. Diese schmale, gestreckte Silhouette, die dennoch viel Bewegungsfreiheit bietet und die sehr feminine Elemente mit sehr klaren Linien kombiniert, zieht mich an. Im doppelten Sinne.Sucht man nach Zeichnungen und Bildern dieser Mode, so stößt man unweigerlich auf Wallis Simpson. Und ist man erst einmal auf sie gestossen, so findet man zudem Hass und Häme, gemeine GerĂĽchte und ĂĽbelste Nachrede. Nicht nur von ihren Zeitgenossen, sondern mehr noch von unseren. Und es sind zwei Lager, die sich hervor tun: die männlichen Misogynisten und die weiblichen Neider. Sie erregen sich heute noch an einer Geschichte, die sich…
At Hever Castle, Kent Nach dem Beitrag ĂĽber Wallis Simpson ĂĽberlegte ich, ob ich daraus nicht eine Serie machen könne und als erste Nachfolgerin fiel mir Anne Boleyn ein. Auf den ersten Blick mögen Wallis und Anne nicht viel gemein haben: die eine starb in dem Lebensalter, in dem die andere erst in der Ă–ffentlichkeit auftauchte; eine wurde Königin, die andere nicht und vier trennende Jahrhunderte liegen ebenfalls zwischen ihnen. Aber die Gemeinsamkeiten sind stärker: beide wurden von einem König umworben und konnten sich dem nicht entziehen. Beide werden bis heute mit ganz ähnlichen Kommentaren und AusdrĂĽcken bedacht. Und beide waren stilvoll, elegant, eloquent, scharfzĂĽngig, lebhaft und respektlos. Diese grauenvolle Mischung weiblicher Eigenschaften lässt nur einen Ausruf zu: "Verbrennt die Hexe!" Königin Anne Anne…
Ich möchte mit zwei Feststellungen und einer Aussage beginnen, dir mir wichtig ist: Ich bin keine Historikerin, bin nicht der Objektivität und der ĂśberprĂĽfung aller Quellen verpflichtet; es ist einfach ein Essay, zu dem mich diese Damen angeregt haben. Gut, das habe ich erledigt, um was geht es (mir)? Es geht um zwei Königinnen, es geht um Schönheit, um Weiblichkeit, um Machtstreben, Kontrolle, GefĂĽhl und um die Wahrnehmung dieser beiden Frauen. Und es geht um den Streit, den viele zum Mittelpunkt ihrer Betrachtung und Bewertung machen. Aber so versucht ich bin, jetzt schon genau zu erklären, was ich meine: das muss bis zum dritten Teil warten. Erst einmal sollten wir beide Frauen kennen lernen. Zu Elisabeth I. von England werden wohl die meisten etwas…
Ohne lange Vorrede geht es los mit Elisabeth Tudor, Königin von England, nach der als erster ein Zeitalter benannt wurde und die England zur Seemacht fĂĽhrte. Elisabeth als Dreizehnjährige Elisabeth wurde am 7. September 1533 als Tochter Anne Boleyns und Heinrich VIII. geboren und ihr erster Eindruck von dieser Welt muss wohl Enttäuschung gewesen sein: sie war nicht der erwartete männliche Thronfolger, ihr Vater kein liebender BeschĂĽtzer und ihre Mutter wĂĽrde nicht mehr lange fĂĽr sie da sein - kein schöner Beginn. Und es blieb holprig, schwierig und gefährlich in ihrer Kindheit und Jugend. Katharina Parr Nach der Hinrichtung ihrer Mutter und der Geburt ihres Halbbruders Edward wurde sie gemeinsam mit ihrer älteren Halbschwester Maria Tudor von der Thronfolge ausgeschlossen und erst durch Betreiben…
Maria Stuart war nun also die Flucht aus ihrer Haft gelungen und stand auf englischem Boden und wir mit ihr. Schauen wir mal, ob wir wieder hinein finden in die Geschichte. Dass sie dort stand, wird - wen wundert's - ganz unterschiedlich gewertet: als plumper Versuch, die englische Krone zu ergattern, als Dummheit ohne Boden, als Verzweiflung ohne Ende oder schlicht als Naivität. Vielleicht war es von allem ein wenig, vielleicht aber auch ein Beweis dafĂĽr, dass Maria es in den letzten Jahren doch ernst nahm mit ihrem Versuch, eine Versöhnung, eine Freundschaft zwischen sich und ihrer Cousine Elisabeth herzustellen - so unwahrscheinlich erscheint mir das nicht: wir haben gesehen, dass Maria ihre Freundschaften pflegte, ihre Freundinnen ihr wichtig waren. Dass das fĂĽr Elisabeth…
Vor 222 Jahren, zweieinhalb Wochen vor ihrem 38. Geburstag, verlor Marie Antoinette ihren Kopf zum letzten Mal. Und ist damit die dritte Königin in meiner Schönheitsreihe, die eines gewaltsamen Todes starb. Doch während Anne Boleyn und Maria Stuart als Königinnen und in einer ungefähren Privatheit starben, eingehĂĽllt in morbide WĂĽrde und dem BewuĂźtsein historischer Bedeutung, wurde Marie Antoinette einer blutberauschten, feindlichen Menge vorgefĂĽhrt.Doch nicht nur der Tod verbindet diese drei Frauen: Frankreich mit seiner Kultur, seiner Mode, seiner Redekunst spielte eine wichtige Rolle fĂĽr jede von ihnen. Dazu wurden und werden alle drei bis heute als Schlampen, als unsittliche und egoistische Weibsbilder beschimpft und verleumdet. Im Falle Marie Antoinettes nahm diese Verleumdung ein nie gekanntes AusmaĂź an; jeder Shitstorm heute ist eine sanfte Brise…
Versailles, das SchloĂź, seine Gärten und Parks sind Pracht, Perfektion und Pomp. Sein Hof ist frivol, bigott, geistreich: ein Bonmot zählt mehr als Freundschaft, Affären sind prickelnder Zeitvertreib und Spiel mit dem Feuer - manchmal treffen Hohn und Spott die BetrĂĽgenden, machmal den Betrogenen und zerstören Karriere und Fortkommen. Doch was an der Oberfläche spielerisch, unmoralisch erscheint, ist durch ungeschriebene Gesetze streng geregelt; was dem einen recht ist, ist dem anderen noch lange nicht billig. Ein jedes Mitglied dieser Gesellschaft bewegt sich auf seinen unsichtbaren Gleisen, erscheint, wo es zu erscheinen hat, sagt und spricht das zu Erwartende. Alles, wirklich alles, ist geregelt: wer wem den Vortritt lässt, welcher Spaziergang zu welcher Zeit stattfindet, wer wen grĂĽĂźt und was es bedeutet, wenn das Schönheitspflästerchen…