
Zu den aufregendsten Zeiten der Weltgeschichte gehören sicherlich die Zwanzigerjahre. Es änderte sich so vieles zugleich: König- und Kaiserreiche zerfielen, Kleidung wurde bequemer und gewagter, gesellschaftliche Regeln lockerten sich und technische Entwicklungen überholten sich in ihrer Rasanz beim Zusehen.So golden, wie es klingt, war es aber nicht: Noch immer herrschte Armut, noch immer bestimmte Doppelmoral das Leben vor allem der Frauen und es bahnten sich politische Entwicklungen an, die all die positiven Tendenzen ins Gegenteil verkehren würden. Aber vieles, was in diesen Jahren ge- und erdacht wurde, erscheint uns heute noch modern und fortschrittlich.Kann es also eine bessere Zeit geben,…
Ja, du hast richtig gelesen: Ausnahmsweise werden einmal nicht die Augen überanstrengt und die Nase ins Buch gesteckt - stattdessen gibt es was auf die Ohren. Elizabeth Teague nämlich, deren erster Kriminalfall nun bald erscheinen wird, soll auch ermitteln dürfen, wenn du im Auto sitzt, deine Blüschen bügelst oder es dir im Shavasana bequem machst (wer sagt denn bitteschön, dass Yoga und Krimi nicht zusammenpassen?). Kurz: Wann immer du eben nicht in ein Buch schauen kannst, dann drückst du aufs Knöpfchen und lauschst einer hervorragenden Sprecherin. Deren Namen ich leider im Augenblick noch nicht weiß (er wird aber nachgetragen werden, versprochen!)Und damit du weißt, was auf dich zukommt, gibt es wahrhaftig schon eine Hörprobe. Nimm dir gute sieben Minuten und lerne Lizzie kennen. Die…
Unser Fräulein Schumacher mag nicht das größte Sangestalent sein, aber sie trällert gerne und ist dazu eine so gute Tänzerin, dass sie gelegentlich bei Mallaby & Gregorin aushelfen darf. Oder muss - Sybil weiß, wie sie die Nichte für sich schuften lassen kann. Eines ist sicher: Bei dieser Musik geht selbst die verhasste Hausarbeit leicht von der Hand. Also anmachen, mitsingen, mitswingen und gute Laune verbreiten! Und ruhig mal auf die Texte lauschen - vor bald hundert Jahren war man so zurückhaltend nicht. Claire Waldoffs Wegen Emil seine unanständige Lust passt auch in unsere Zeit perfekt und ich wünsche allen jungen Frauen, mit sich selbst zufrieden zu sein, zu werden und/oder zu bleiben. https://www.youtube.com/playlist?list=PLeISYzFDZGcH5VyQtAAK2h3ec8vL02UB9 Und für diejenigen unter euch, die einen Spotify-Account haben, habe…
Erstaunlich, aber wahr: Ich trug Emma ja schon seit langen Jahren in Gedanken und natürlich hatte ich dabei auch eine Vorstellung von ihrem Äußeren. Vage zwar nur, aber doch so, dass ich sie würde erkennen können, stünde sie überraschend vor mir. Und genau das tat sie, nachdem ich damit begonnen hatte, sie aufs Papier zu bannen.Nun habe ich immer schon eine Vorliebe für die Ästhetik der Zwanziger- und Dreißigerjahre gehabt; vor über zehn Jahren hatte ich begonnen, Pullover nach Anleitungen dieser Zeit zu stricken, habe mir deshalb auch das Nähen beigebracht für die passenden Röcke und Kleider und ...Aber ich schweife ab. Wenn ich nach Inspiration für einen neuen Kleiderschnitt suchte, gerieten mir immerzu Hollywoodfotografien berühmter und weniger berühmter Schauspielerinnen in den Weg; doch an…
In den Zwanzigern des letzten Jahrhunderts erlebten Spiritistinnen und Spiritisten einen enormen Zulauf. Eben aus dem ersten Weltkrieg entlassen, suchten die Menschen nicht allein nach dem Sinn des Lebens, sondern ebenso nach Kontakt zu den Toten, von denen es zu viele gegeben hatte.Und vermutlich hat nicht zuletzt der technische Fortschritt zum Erfolg dieser Branche beigetragen: Nicht allein mit geheimnisvollen Klopfzeichen und wackelnden Tischen ließen sich nun Trauernde und Neugierige von der Existenz einer spirituellen Welt überzeugen - nun kamen neben Schatten, Licht und Spiegeln auch Kameras, Filmsequenzen und elektrische Hilfsmittel zum Einsatz, mit denen eine surreale Atmosphäre geschaffen wurde. Ein Grammophon lieferte schaurige Musik, die direkt aus dem Totenreich zu kommen schien, neblige Projektionen klagender Frauen schwebten schwerelos und transparent vor der Gästeschar, es…
Ausgerechnet Bananen, Bananen verlang ich von ihm! Nicht Erbsen, nicht Bohnen, auch keine Melonen …“, klang es durch die Arndtstraße 13a früh am Mittwochmorgen. Sybils Sopran schwang sich zu immer erstaunlicheren Höhen auf, während sie in der Wanne plätscherte.Emma drückte sich ihr Kissen auf die Ohren. Oh bitte! Schlafen wollte sie. In Ruhe! Sybil war mittlerweile von den Bananen abgerückt und forderte ein unbekanntes Du auf, sie doch in Hawaii zu besuchen, da ihr Herzchen frei sei. Emma warf das Kissen durch den Raum und griff sich den Wecker. Gerade einmal sieben Uhr, die Sonne drang noch nicht durch die Dämmerung. Dass Sybil dieses Lied heraus schmettert, liegt natürlich an seiner unglaublichen Beliebtheit, die sich über Jahre hielt: Aus der Refrainzeile ist längst ein…
So lautet die Kapitelüberschrift eines Buches aus dem Jahre 1928, erschienen also ein bis zwei Jahre, nachdem Emma nach Bonn zurückkehrte. Paula von Reznicek schrieb es unter dem Titel "Die perfekte Dame" und es beschäftigt sich - mitunter sehr kryptisch und vage - mit allen Themen, die die Neue Frau wohl bewegten: Von Mode bis Sport, von Auto bis Liebesleben - alles wurde auf ein bis zwei Seiten besprochen. Ob es ein hilfreiches Brevier war? Sicherlich nicht mehr und nicht weniger, als es solche Ratgeber heute sind. Was aber damals wie heute gefällt, sind die wunderbaren Skizzen und Zeichnungen in diesem Buch.Da aber das Thema "Dame" sicherlich auch in Emmas Leben eine Rolle gespielt haben dürfte und sie dieses Buch in zwei Jahren auch…