Autor: Andrea

  • Odila, die Zeitige

    Odila, die Zeitige

    Seit einem Monat sind der Direktor Anastasius Olivero und seine Agentinnen nun im Amt. Während die Fee Melisande sich in Wien um die österreichische Thronfolgerin kümmert, ist Vampira Swanhild auf der Jagd nach einer Mörderin.

    Davon bekommt Odila O’Malley, Zeitenspringerin mit Auszeichnung, nichts mit, denn ihre erste Mission führt sie zurück ins Jahr 1561.

    Ihre Aufgabe:
    Zwei zerstrittene Königinnen in Freundschaft verbinden.
    Es soll diese Reise ihre Feuertaufe werden, ein harmloser Auftakt, sich in Diplomatie zu üben. Zuversichtlich geht sie ans Werk, doch was sie in London erwartet, hat niemand vorhersehen können.

  • Die mysteriöse Séance

    Die mysteriöse Séance

    Nachricht aus dem Reich der Toten?

    Bonn, Herbst 1928. Emma gibt es nicht gerne zu, aber sie ist aufgeregt: Zum ersten Mal besucht sie eine Séance! Selbstverständlich glaubt sie nicht an Geister und ihre Beschwörung.
    Deshalb ist sie hier: um eine Betrügerin zu überführen.

    Im flackernden Lampenschein ist es aber kein Gespenst, das ihr Angst einjagt. Es ist der Mensch, der unbemerkt einen Mord begangen haben muss. Oder war es doch ein Wesen aus einer anderen Welt?

    Emma gerät zum neunten Mal schon in die Ermittlungen des Bonner Kriminalkommissariats. Wie stets kann sie nichts dazu, es geschieht einfach. Was soll ein Mädchen – pardon: eine junge Frau! – anderes tun, als nach bestem Können mitzuhelfen? Das ist doch wohl oberste Bürgerpflicht, nicht wahr?

    Erstaunt aber wird sie feststellen, dass sie mit dieser Meinung so ziemlich alleine dasteht. Was sie nicht davon abhält, nur ‚einmal schnell‘ loszulaufen, um harmlose Fragen zu stellen. Man kennt das. Es sind interessante Menschen, mit denen sie dieses Mal in Kontakt kommt: Da ist die Spiritistin Madame Ophelia, an deren Gaben Emma nicht so recht glauben möchte. Da ist aber auch ein Herr von Hochfeld, der sie unglaublich nervös macht. Eine russische Malerin ist vertreten (mancher Leserin vertraut als diejenige, die Timotheus Mayenbach gemalt hat!) ebenso wie eine schottische Reisende, zwei junge Damen der besten Gesellschaft und …

  • Von Traumwelten und Gentlemen

    Von Traumwelten und Gentlemen

    Manchmal führt der Weg zur großen Liebe in die Vergangenheit.

    Charlotte Walden, perfekte Sekretärin und heimlich von Mr Darcy träumend, reicht es langsam mit dem neuen Chef: Der ist arrogant, anspruchsvoll, unfreundlich, wenn auch sehr gutaussehend. Doch wie schön er auch sein mag – Charlotte kann ihn nicht ausstehen.

    Noch viel weniger, als sie plötzlich im Jahr 1815 in London landet. Mit ihrem Chef!

    Widerwillig begibt sich das ungleiche Paar auf eine Reise, in deren Verlauf sie einen reizenden Boxer, eine berühmte Autorin und einige andere wunderbare Menschen kennenlernen. Bald träumt Charlotte wieder von der großen Liebe …

  • Die englische Affaire

    Die englische Affaire

    Liebe, Geld und Mord?

    Bonn, Juli 1928. Emma will am liebsten die Türe zuschlagen, als völlig unerwartet Lady Kavanaugh klingelt und für sich, ihren alten Ehemann, eine muffig dreinschauende Zofe und einen viel zu attraktiven Chauffeur um Aufnahme bittet.

    Besuch aus England ist Emma stets willkommen, aber ausgerechnet die ewige Rivalin ihrer Tante will bei ihr wohnen? Auf keinen Fall. Oder allerhöchstens für eine einzige Nacht. Eine Nacht, die zumindest für einen der Gäste die letzte sein wird.

    Mord? Unter ihrem Dach? Was bleibt Emma anderes übrig, als nach dem Mörder zu suchen? Ein Unterfangen, das sie in Gefahr bringt …

    Weder Emma noch ihre Tante Sybil sind sonderlich begeistert, als die Honourable Nancy Myra Kavanaugh unerwartet in Bonn erscheint. Mit ältlichem, aber vermögendem Gatten, ärmlichem, aber verführerischem Chauffeur und einer missmutigen Zofe steht sie vor Sybils Tür und möchte die Freundschaft erneuern. Das zumindest behauptet sie.

    Sybil aber steckt in den Vorbereitungen zum Sommerball und quartiert das Quartett bei Emma ein. Nur drei oder vier Tage sollen es ja sein, keinesfalls länger! Doch für einen der Besucher läuft die Zeit schneller ab.

    Was bleibt Emma anderes übrig, als in ihrem eigenen Haus für Ordnung zu sorgen? Natürlich würde sie die Klärung des Falls lieber Kommissar Wertheim überlassen oder ihrem guten Freund Siegfried. Doch keiner von beiden ist erreichbar und so tut ein Mädchen, was ein Mädchen eben tun muss …

  • Das gebrochene Herz

    Das gebrochene Herz

    Bonn im Sommer 1928. Vor wenigen Wochen erst sind die Beresfords von ihrer Hochzeitsreise zurückgekehrt und schon hat James allen Grund, sich zu ärgern: Die Agentur für Stenotypistinnen und Sekretärinnen hat Emma ausgerechnet ans Kriminalkommissariat vermittelt, wo sie das Archiv auf Vordermann bringen soll.
    Ebenso gut könnte man eine Naschkatze in einen Pralinenladen stellen und behaupten, sie werde die Pfoten von den Leckereien lassen!

    Und wahrhaftig bittet Kommissar Wertheim Emma, die Aussage einer angetrunkenen jungen Frau aufzunehmen, die behauptet, Augenzeugin eines Verbrechens geworden zu sein. Doch was genau geschehen ist, um welches Verbrechen es sich handelt, weiß sie nicht zu sagen. Ohne ihren Namen genannt zu haben, verschwindet sie. 

    Als innerhalb weniger Stunden mehrere Herren ermordet aufgefunden werden, glaubt nur Emma, die Unbekannte könne dazu mehr wissen. Gegen die ausdrückliche Anordnung des Kommissars macht sie sich auf die Suche. Und riskiert mehr als nur den Streit mit ihrem Ehemann …

  • Swanhild, die Blutige

    Swanhild, die Blutige

    Eine Vampira, die Probleme gerne dauerhaft löst …

    Europa 1899. Professor Olivero reist nach Siebenbürgen, um die dritte seiner Agentinnen abzuholen: Swanhild.
    Viel Zeit zum Kennenlernen bleiben der Vampira und dem Leiter des Instituts für Fantastik nicht, denn noch immer ist ihre Welt in Gefahr – und der Gegner handelt schnell!

    Swanhild sucht in Wien nach Spuren und trifft dabei auf einen alten Bekannten. Ist er Freund oder Feind? Eine Frage, die sie sich bei anderen Begegnungen nicht unbedingt stellt. Was manchem nicht gut bekommt.

    Ob bei einem Ball in der Wiener Hofburg, einer Reise durch Italien oder in geistigen Sphären: Die Agentinnen des Instituts sind allen Gefahren gewachsen. Nur wie lange noch?

  • Die Göttin des Films

    Die Göttin des Films

    Frühjahr 1928 zwischen Babelsberg, Bonn und Blois.

    Alle Welt weiß es endlich: Lily DuPlessis ist Liselotte Schmitz aus der Bonngasse. Das Publikum liebt sie dennoch. Mehr noch als zuvor. Aber es zweifelt: Diese göttliche Erscheinung, dieser sinnliche Traum kann doch kein heimisches Gewächs sein? Die Gerüchte besagen anderes und ausgerechnet Timotheus Mayenbach macht sich auf, das zu beweisen.

    All das interessiert Lily nicht: Sie will ihren Emanuel endlich heiraten. Was ihr Produzent geheim halten möchte, denn der Vamp des Films als treusorgende Gattin – ne, das will doch keiner sehen, da ist er sicher. Und schon steckt das Mädchen aus Bonn schon wieder in einem Netz aus Lügen und Legenden.

    Auch im zweiten Band geht es heiter, albern und übermütig zu. Alle sprechen durcheinander – auch die vorwitzige Erzählerin mischt sich ein – und bringen das Fräulein Schmitz an den Rand der Verzweiflung. Ob diese Hochzeit wohl stattfinden wird?

  • Ihr Gespür für Liebe

    Ihr Gespür für Liebe

    Das Leben ist ein Roman. Oder nicht?

    England, März 1815.
    Harriet Brents Lieblingsroman ist Stolz und Vorurteil und seit Monaten schon träumt sie von ihrem Mr. Darcy. Eltern und Schwestern können es schon nicht mehr hören und bemühen sich vergeblich darum, Harriet auf andere Gedanken zu bringen.

    Dann geschieht das Unfassbare: Soldaten beziehen Quartier im Ort, ein junger Mann mit schönem Vermögen mietet das Nachbaranwesen, ein Verwandter reist an, der Anspruch auf das Erbe der Brentschwestern erheben kann, und sogar ein Mr.Darby erscheint auf einem Ball.

    Harriet ist fest davon überzeugt: Die Handlung ihres Lieblingsbuchs wiederholt sich – mit ihr selbst in der Rolle der Heldin!

  • Die Krone der Schöpfung

    Die Krone der Schöpfung

    Es begab sich zu Zeiten, in denen Frau Michou noch ein Fräulein H. war, dass eben jenes Fräulein den schwierigsten Kunden kennen lernte. Es war die Krone die Schöpfung. Es war die Krone der Schöpfung im Paradies der Düfte. Es war der Mann in der Parfümerie. Heute ist Vatertag, das mag der Grund sein, weshalb mir heute nach über 22 Jahren diese Geschichten einfallen.

    Nachdem ich mich von der Chefin eines Zweifrauenbetriebes habe ausbeuten lassen, nachdem ich auf einem sowjetischen Kreuzer um Europa geschippert bin, dachte ich, es wäre an der Zeit, meine Zukunft in diesem Beruf zu planen und beschloss, im nächsten Schritt Erfahrungen im Verkauf zu sammeln. Eine bekannte Kette dieser Branche stellte mich ein und schickte mich währen der ersten zwei Monate in eine kleine Stadt, die etwas ländlicher gelegen ist und deren Bevölkerung sich einer Mundart bedient, die ich nur vom Bläck Föss’schen „Buuredans“ kannte. Das erleichterte meine Situation dort nicht.

    Der erste männliche Kunde war ein sehr kleiner, sehr zarter, sehr alter Herr, der von mir „Ein Eis, ein Gyros und den Juppi.“ wollte. Ich hatte mich brav in meine Unterlagen eingelesen, kannte fast alle Produkte und kam nach knapp fünf Sekunden darauf, was ich ihm reichen sollte: eine Pflegecreme von Monteil, einen Herrenduft von YSL und einen Duft von Joop!. Das lief doch gut; die erste Begegnung mit einem Außerirdischen hatte ich gemeistert.

    Einige Tage später, an einem sehr, sehr ruhigen Vormittag, stand ich mit einer Kollegin am hinteren Ende des Geschäftes, wo wir den Herrenduftständer reinigten und sortierten. Vor dem Laden sahen wir seit einer halben Stunde schon einen jungen Mann, der aufgeregt hin und her, hin und her schritt. Spargeltarzan wäre wohl der passende Ausdruck, um ihn knapp zu beschreiben. Seine sorgfältig gewählte Kleidung verlangt mehr Aufwand: Über das bis zum Bauchnabel geöffnete Jeanshemd legte sich eine um mehrere Größen zu weite Denimjacke, die von den Schultern bis zur Brust mit orangen Applikationen versehen war. Seine im Nacken längeren, blondierten Haare umschmeichelten den hochgestellten Jackenkragen.
    Die Hose, farblich undefinierbar zwischen Schlamm und Matsch, zierte ein schwarzer Ledergürtel, der mit einer handbreiten Schließe in Form eines aufsteigenden Adlers geschmückt war. Den Höhepunkt aber bildeten freilich die Stiefel, welche bis zur Wade hinauf reichten. Auf schwarzem Grund schlängelten sich rote und gelbe Flammen bedrohlich empor. Um seinem Auftritt zusätzlich Kraft und Größe zu verleihen, hatte er Schuhwerk mit Absatz gewählt. Wir konnten unsere Augen kaum los reißen, zumal wir nicht fassen konnten, dass ein Mann seinen Modeenthusiasmus dem kalten Novemberwetter entgegenstellte. Stellt euch unser Entzücken vor, als er endlich sich aufraffte und unser Paradies betrat.

    Ups, die Erinnerungen, die süßen, reißen mich fort. Ich nehme mich zusammen, jetzt! Der gute Junge stürzte nun also endlich auf uns zu, so rasend schnell, dass wir keine Gelegenheit hatten, hinter unserem Tresen hervor zu treten und ihn nach seinem Begehr zu befragen. Er blieb knapp vor dem Parfümständer stehen, blickte sehr angestrengt in all diese Flaschen und murmelte: „Dunn mir mal dat Dracula.“ Hä? Meine Kollegin und ich blicken ihn an, blicken uns an und sind wirklich ratlos. Zum einen konnten wir sein heiseres Geflüstere kaum verstehen, zum anderen waren wir spätestens bei Dracula verloren – wie bitte bedient man einen Kunden freundlich, wenn man sich am liebsten grölend am Boden entlang wälzen mag? Aber wir sind Profis, also reichen wir uns nur kurz unauffällig die Hand, drücken sie und verbeißen uns das Lachen. Und hoffen, die Andere möge sich schneller fangen. Der Kelch blieb bei mir stehen.
    Sehr freundlich bitte ich ihn, seinen Wunsch noch einmal zu wiederholen. Er wird nervöser – wie jetzt, ich muss noch mal was sagen? Diesmal spricht er lauter, leider auch schneller: „DunnmermaltDracla.“.
    Würde ich gerne, wenn ich wüsste, woher ich um elf Uhr vormittags einen vorzeigbaren Vampirfürsten bekomme. Heute gibt es derlei an jeder Ecke, aber damals? So ungern ich ihn quäle – und das tue ich wohl ohne jeden Zweifel – ich frage erneut nach: „Ich bin mir nicht sicher, was Sie meinen. Ist es ein Pflegeprodukt oder ein Duft?“ Leidende Blicke treffen mich kurz, dann rafft er sich zusammen und erwidert, es sei ein „Ode tolette“.
    „Ist es für Sie oder soll es ein Geschenk sein?“
    „Fürmisch.“
    „Schön. Hmm, wissen Sie, wie die Verpackung aussieht?“ Während ich mit ihm quizze, sucht die Kollegin den Ständer ab – vielleicht gibt es doch einen Dracula? Kommt ja kurz vor Weihnachten jeden Tag etwas Neues heraus und trendbewußt scheint er ja zu sein. Aber sie blickt mich nur kopfschüttelnd an.
    „Ja, dat iss esu schwarz und rot.“
    Schwarz und Rot. Kollegin und ich stürzen uns auf die Tester – immerhin gute 200 Stück – und drehen und wenden. Ganz unten greifen wir zeitgleich mit einem triumphierenden Aufschrei nach der selben Flasche, reißen sie hoch und fragen immer noch im Duett: „Meinen Sie vielleicht Drakar Noir?“
    Er wagt kaum auf zu sehen, ganz offensichtlich sind ihm hier viel zu viele Frauen, die ihn peinigen wollen. Aber ein flackernder Schimmer der Wiedererkennens läuft über sein gequältes Gesicht, er will danach greifen, als ihm der Heilige Gral vor der Nase weggezogen wird. Die Kollegin – die sich hier viel besser auskennt – übernimmt: „Was möchten Sie denn haben? Es gibt Eau de Toilette, Eau de Parfum, Duschgel, Körpermilch, Massageöl, Shampoo, Puder, Rasierwasser, Rasiercreme, Rasierschaum oder vielleicht ein Pflegeset mit Naturschwamm?“
    „Duft“
    „30, 50 oder 100 Milliliter?“
    „Klein.“
    „Dürfen wir sonst noch etwas für Sie tun?“
    „…“
    An der Kasse warf er uns aus sicherer Entfernung einen Schein zu und trabte los.
    „Ihr Wechselgeld und ihr Duft!“
    Das Bürschchen stand mittlerweile puterrot bis zum Bauchnabel und leicht transpirierend vor uns – ganz offenbar hatte er seine luftige Kleidung dem Anlass entsprechend gewählt ;-)

    Es gibt noch eine Riesenmenge an solchen Geschichten und vielleicht krame ich noch einmal eine heraus. Für heute reicht es mir mit dem Tippen.

  • Vor einem Jahr & alle fünf Minuten

    Vor einem Jahr & alle fünf Minuten

    Eine Warnung vorweg: Ich gedenke, hier vor mich hinzunölen, wie es mir gerade einfällt. Entweder klickt die nicht geneigte Leserin jetzt weg oder sie holt sich ein Heißgetränk und macht es sich bequem …

    Es ist ziemlich genau ein Jahr her, da lief ich an einem heißen Sonntag mit dem Großen und den Hunden aufgebracht durch die Derle. Das ist ein wäldliches Naherholungsgebiet wenige Meter von hier, in dem so ziemlich jeder grillt und seinen Dreck rücksichtslos verteilen kann – insofern ist die Derle vielleicht ein passendes Gleichnis zu unserer Welt, wie ich sie gerade sehe: Eigentlich sehr schön und in der Theorie ein Traum, jedoch richten die widerwärtigsten Widerlinge eine solche Sauerei an, dass man lieber woanders wäre und sich zwischen Wut und Hilflosigkeit ergeht.

    Ich lief deshalb aufgebracht durch die Derle, weil der Gatte und ich heftigst gestritten hatten und der Anlass dazu ein nichtiger war. Am Ende dieses Spazierganges war ich noch immer voller Ärger und der Sohn bemühte sich, mich abzulenken – was ungewöhnlich ist, denn dieses Kind ist ansonsten derjenige, der uns alle in anderthalb Sekunden unter die Decke jagt. Er kam auf seltsamen Wegen auf Filme und dann auf Geschichten, die ich doch mal schreiben wollte. Ich könnte ja mal etwas schreiben, worin eine sich ritzende Detektivin nach Jahren in einer Klinik wieder ihr normales Leben aufnimmt und nun den Mörder ihrer Schwester jagt – den bösen Schwager.

    Es war eine hochkomplizierte Story, die der Sohn da entwickelte, und ich begann mich zu fragen, wie schlimm er den Streit wohl gefunden haben mochte, dass ihm ermordete Ehefrauen in den Sinn kamen. Aber gleichzeitig fiel mir etwas ganz anderes ein, nämlich meine Emma. Meine Heldin eines (!) Krimis, die in den Zwanziger Jahren in Bonn ermittelt. Und die mich seit gut zehn Jahren begleitete. Einmal im Jahr schrieb ich zwei oder drei Sätze, ein Mal sogar zwei Kapitel, die ich der Freundin zu lesen gab und die seitdem ebenso einmal im Jahr drängte, ich solle endlich beginnen, das werde gut.

    Aber ich fand Emma zu banal, sie war viel zu sehr das, was man aus den englischen Bücher kennt, die in derselben Zeit spielen: Immer wahnsinnig gut drauf, unglaublich begabt, megamutig und unerschrocken, umwerfend schön und viel klüger als die Polizei. Außerdem alterslos, denn in manchen Serien sind es 33 Bände, die allesamt nicht über das Jahr 1926 hinaus kommen – eine ewig währende Party voller Lords und Luxus. Was sich zwar nett wegliest, aber irgendwann auch nervte. Mich zumindest. Das wollte ich nicht.

    Und dank des Streits und den Ideen des Sohnes wusste ich es dann: Meine Emma ist schüchtern und darf sich entwickeln. Sie darf beides kennen – den (bescheidenen) Luxus und das harte Leben. Und sie muss durch eine persönliche Geschichte überhaupt erst in all das hineinkommen. Es muss eine Serie sein und sie darf vorwärts schreiten. Ja, all das notierte ich mir und am nächsten Tag fing ich an. Noch gar nicht im Klaren darüber, was ich damit anfangen will. Noch nicht einmal überzeugt, ich würde dieses Mal mehr als zehn Zeilen füllen. Aber es lief und floss und alle Überlegungen, die mich umtrieben, lösten sich von selbst. Ich bin ungeduldig, ich gebe nicht gern etwas aus der Hand, ich bringe mir gerne etwas bei, ich bin nicht gerne allzu sichtbar, ich kann nicht gut in eigener Sache verhandeln – also kam für mich eine Suche nach Agentur und Verlag nicht in Frage. Heimlich, still und leise wollte ich meine Emma bei amazon veröffentlichen, es hier einige Male erwähnen und irgendwie hoffen, dass es nur wenige lesen, die sicher wären, es zu mögen. Alles sehr ambivalent, was in mir vorging.

    Zu meiner Überraschung drängte es mich weiter und weiter und weiter. Es war, als hätte man ein gärendes Fass angestochen. In einem Jahr habe ich nun über eine halbe Million Wörter veröffentlicht, wozu ich täglich etwa 1.600 von ihnen zu schreiben hatte – das höchste, was ich an einem Tag tippte, waren 9.800 irgendwas. Schnell und viel ist also kein Problem, aber das war es für mich noch nie. Viel wichtiger ist mir: Ich hätte mir das nicht zugetraut und insofern müsste ich doch jetzt hier stehen und mich großartig fühlen. Oder?

    Wenn ich schreibe oder der Freundin vorlese oder dem Gatten oder eine Rückmeldung einer Leserin (auch männlicher Leserinnen, was mich doch immer sehr freut, zumal der Tenor dahin geht, auch meine Männer seien gut getroffen), dann fühle ich mich auch großartig. Ich bin woanders, kann eine Welt ein wenig gerechter gestalten, kann mich wegdenken.

    Und dieses Wegdenken, das brauche ich mittlerweile. Ich kann diese Welt wirklich nicht verstehen. Es vergehen im Grunde keine fünf Minuten am Tag, in denen ich nicht einmal darauf gestossen werde, warum ich mich so gedrängt und gehetzt fühle. Ich würde auch in einer hoffnungsfroheren Welt schnell und viel schreiben und dafür das Bloggen, das Nähen, das Stricken vernachlässigen. Oder den dämlichen Haushalt! Aber ich hätte nicht das Gefühl, noch schnell etwas schaffen zu wollen, bevor es nicht mehr geht.

    Bevor es auch zwei Gründen nicht mehr geht: Weil meine Romane (noch) in der Weimarer Republik spielen und ich in ihnen nicht ausblende, was real in diesen Tagen geschah. Und weil mein – sanfter – Fokus auf Emanzipation und Kritik an rechtsradikalem Gedankengut vielleicht schon bald nicht mehr so harmlos sein könnten. Wir gehen in solch Riesenschritten zurück, ich kann so schnell gar nicht mithalten.

    Nun kann es sein, dass ich zum Einen wieder einmal in einer leicht depressiven Phase bin und alles schrecklich schwarz sehe, wo es doch nicht mehr als freundlich-anthrazith ist. Möglich, möglich, möglich. Ich habe dreimal minderschwere Depressionen durchlitten, kenne die Anzeichen und bin auch da jemand, der sich nicht gerne helfen lässt und ganz gut damit dealt. Aber dieses Mal?

    Ich bin in der letzten Zeit dazu übergegangen, immer mal wieder ganz besonders liebe und aufrechte Menschen auf facebook stummzuschalten, weil ich all die Realitäten nicht mehr ertragen kann. Gestern sah ich mir das Video einer österreichischen Freundin an. Danach war ich down. Es war eine Rede im österreichischen Parlament. Und nicht der Inhalt allein war es, das, worum der Redner verzweifelt rang, sondern das widerliche Grinsen des Bubis Kurz, der daneben saß und deutlicher gar nicht hätte zeigen können, was er will und was ihn interessiert. Gier und Eigennutz sind ihm ins Gesicht gemeißelt. Ebenso, wie es Spahn und Söder und Seehofer unverdeckt vor sich hertragen.

    Das sind für mich Menschen, die charakterlich dermaßen ungeeignet für JEDES Amt sind, dass ich nicht begreifen kann, wie sie dorthin gelangt sind und weshalb es nichts gibt, was wir dagegen tun können. Und es entsetzt mich – auch hier unabhängig davon, welche politische Meinung jemand vertreten mag, darüber müsste man streiten und sich einigen können nach all den Jahrtausenden der Menschheitserfahrung! – wie wenig sich manche Menschen an dieser Kaltschnäuzigkeit, an dem kalten Egoismus stören. Da ist ja so gerne von kulturellen Werten die Rede … Verdammt noch eins, wer nicht einmal in der Lage ist, dem nach ihm Kommenden die Türe offen zu halten, der sollte von derlei nicht reden. Mit Verlaub, es kotzt mich an, wie miteinander umgegangen wird. Wie selten Autofahrer an einem Zebrastreifen halten, wie wenige hinzuspringen, wenn ein kleines Kind fällt und die Eltern nicht schnell genug heraneilen können, und wie unfreundlich grundsätzlich miteinander gesprochen wird. Wenn überhaupt.

    Aber dann – mir fehlt längst die Kraft, mich einzumischen. Zumal sich das dann auch persönlich ungut bemerkbar macht. Ein stramm Ultrarechter fühlte sich von meinen Worten auf facebook beleidigt und zahlte es mir mit einer Ein-Sterne-Rezension heim. Soll er, alles gut, alles fein. Aber das solche Methoden längst gang und gäbe sind, dass, wer auch nur Menschlichkeit erbittet, stattdessen Nachrichten mit Morddrohungen erhält – das führt zu keinem guten Ende. Sehe ich zu schwarz? Das hoffe ich sehr, ich lasse mich da gerne eines Besseren belehren. Für mich ist der nächste Meilenstein die Wahl in der Türkei. Wenn es dort gelingt, Erdogan abzuwählen, dann blicke ich ein klein wenig hoffnungsvoller nach vorne. Glaube ich daran? Tja …

    Dazu kommen all die anderen Dinge, die mich so begleiten: Die gottverdammten Wechseljahre sind noch immer nicht durch und nein, ich nehme noch immer keine Hormone und man kann noch immer nicht wirklich etwas tun. Drei Monate bin ich regelfrei und blühe auf und dann kommen sie sechsmal hintereinander alle zwei Wochen und ich glaube, zu sterben. Seit fünf Jahren geht das so und das trägt wenig dazu bei, unsere Welt als lebenswert zu empfinden. Alles ganz schön düster und bitter bis hierhin, oder? Aber gleichzeitig setzt bei mir eine Egal-Haltung ein, die sich echter und besser anfühlte, hätte ich keine Kinder, um deren Zukunft ich mich sorge. Beide sind rundum ätzend während eines Großteil des Tages, streitende und zickige Fast-Teenager, die nicht wissen, wohin mit ihrem Testosteron. Woher auch? Wenn Trump und Kurz und Erdogan und wie sie nicht alle heißen, was sie damit anfangen können, woher dann zwei Jungspunde?

    Was mich so niederdrückt, ist vor allem das Gefühl der Hilflosigkeit der Mehrheit gegenüber einer fast schon krankhaft niederträchtigen Minderheit, die sich an jedem bösen Wort, an jeder unmenschlichen Tat in Schadenfreude ergeht. Und doch will ein Teil von mir – wahrscheinlich die Prinzessin im silbernen Kleid – daran festhalten, dass sich alles bald wieder wandelt, das alles wieder gut wird. Deshalb wohl kam nicht nur Emma in meine Welt, sondern auch Lily, die ich die Zwanziger unbeschwerter und lustiger erleben lasse. Die eine märchenhafte Wirbelwindromanze erhalten hat und ein unerschütterliches Selbstbewusstsein. Und als eine Freundin mir schrieb, an ihr hätte sie besonderes Vergnügen gehabt, weil sie an Tucholsky und Kästner habe denken müssen, da war die Welt wieder ganz hell und licht. Wer von euch also zögert, sich dem Schreiben hinzugeben, der sollte jetzt mal loslegen, es reinigt und klärt die Gedanken.

    So, das war es von hier. Nicht so lustig, nicht so schön. Aber vielleicht kommt das ja demnächst alles zurück. Ich sehe zu schwarz und jetzt kommt rosa. Irgendwie so …