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Ok, wir wollen es nicht übertreiben: Ich jubele (verhalten und erschöpft, aber immerhin) und niemand muss mich loben.
ABER es ist endlich vollbracht: Eiskaltes Feuer ist beendet, bearbeitet, hochgeladen und seit heute um 00:01 veröffentlicht. Mit sagenhaften drei Monaten Verspätung. Noch nie habe ich so lange für ein Buch benötigt und ich kann sagen: Das hat mich gequält.
Ich bin nicht nur eine 100%ig entdeckende Schreiberin, die nichts plant und plottet, ich bin auch in so ziemlich allem, was ich tue, schnell. (Ok wir nehmen laufen, springen und anderen Sport aus) Und ich muss auch schnell sein, sonst fühle ich mich unwohl, bedrückt, entnervt.
Nun war es nicht so, dass ich nicht wollte oder mir nichts einfiel oder die Lust gefehlt hätte, ich hatte mich auch nicht verrannt oder sonst etwas getan, was das Schreiben unerquicklich machen könnte. Nein, es war zu viel Leben und das meiste davon sehr unschön. Es ist erstaunlich, welche Dinge Zeit fressen können und wie viel davon. Und immer dann, wenn ich endlich einen Tag vor mir hatte, der ganz mir gehören würde, kam Unvermutetes dazwischen.
Albernes wie dieser grauenvolle Mittwoch, der schon damit begann, dass die Kaffeemaschine entkalkt werden wollte. Dann fehlte so ziemlich alles, was zum Frühstück nötig wäre (Söhne, die nachts alles wegfressen - eine Freude), also auf zum Einkauf. Das Telefon, das immerzu klingelte. Hintereinander weg DHL, UPS, Hermes und DPD mit einer Viertelstunde Abstand - ich saß eben, las mich wieder ein, tippte drei Wörter und: Klingelingeling!
Dann die Waschmaschine, die irgendwer von denen, die dann aus dem Haus waren, angestellt hatte - also runterrennen, Wäsche aufhängen. Hochkommen, klingelingeling, das Telefon. Dann eine wichtige eMail. Jemand zum Stromablesen. Das erwachsene Kind, das den Nachmittag frei hat und in der Küche klappert, um sich etwas zu essen zu machen. Das Internet, das eine Stunde ausfiel. Der Gatte, der anrief, weil er etwas vergessen hatte. Dazwischen immer wieder der Blick in die leere Ecke, in der Max fehlt. Kurz zusammenbrechen. Ablenkung suchen, weil an Schreiben nicht mehr zu denken war, nur um Horrornachrichten aus der ganzen Welt mitzubekommen.
Und so ging es ständig. Die Abstände zwischen den Schreibtagen wurden immer länger, immer wieder musste ich nachlesen, was ich geschrieben hatte - war das nur eine Idee oder hatte ich es schon notiert, sogar in die Geschichte eingearbeitet? Wie hieß diese Frau im Schnee noch? Hatte ich erwähnt, wie alt dieser oder jener ist? Habe ich etwa versehentlich ein Kapitel gelöscht? Grauenvoll, ganz grauenvoll.
Dafür aber liebte ich, wie sich die Geschichte entwickelte, wenn es denn mal voran ging. Es wird düsterer, das kann ich verraten, und ich habe ganz schön gestaunt, was so alles herauskam aus Alice' Vergangenheit - wie gesagt, ich plane ja nicht und habe immer nur grobe Ideen im Kopf.
Was herauskam ... zu seltsam? Zu düster? Zu unrealistisch? Doch immer, wenn ich mir Sorgen machte, etwas könne zu fantastisch und im bösen Sinne märchenhaft sein, stolperte ich über Nachrichten, die alles in den Schatten stellen, was ich mir einfallen lassen könnte. Also nein, das passt schon so, das ist Alice, das ist, wie es ist.
So. Jetzt habe ich ganz viel davon gesprochen, warum es so lange brauchte. Wer bis hierher durchgehalten hat, versteht, weshalb ich nun so unglaublich erleichtert bin :) |